Das war erst das 5. Motorsegler-Treffen an dem ich
teilnahm. Aber weil es mir in diesem Jahr besonders gut gefallen hat, möchte
ich denen, die dieses Jahr nicht dabei waren erzählen was sie verpasst haben.
Irmin hatte ja schon früh von dem neuen Treffpunkt
berichtet und dabei in den höchsten Tönen Vorschusslorbeeren verteilt.
Aber natürlich
bleibt man erst einmal skeptisch ob man selber alles auch genauso empfindet.
Meine Autofahrt am Freitag von Celle nach Geschwenda
verlief schon mal anders als die Fahrten nach Bad Brückenau.
Ging es in den
letzten Jahren auf der A7 mehr oder weniger zügig Richtung Süden, zog sich
die etwas kürzere Strecke nach Thüringen doch ganz schön in die Länge.
Weniger Autobahn, Bundesstraßen mit Ortsdurchfahrten, Baustellen und
reichlich viel Gegend zu betrachten.
Dann endlich in Geschwenda angekommen
gebe ich zu, dass trotz der eingehenden Wegbeschreibung von Irmin die Anfahrt
zum Flugplatz nicht auf den ersten Anhieb klappte. Man sah den Flugplatz
wirklich erst auf den letzten paar hundert Meter und so blieb die
Ungewissheit über den richtigen Weg einige Zeit bestehen.
Aber alles ging gut, den Flugplatz habe ich im zweiten Anlauf gefunden, als
ich dann aber das herrliche, absolut hindernisfreie Gelände mit dem Flugfeld
sah, war der leichte Stress schnell vergessen und ich konnte dort schon viele
bekannte Gesichter ausmachen.
Bei Jürgen Krüger waren die Formalitäten der Anmeldung
schnell erledigt. Und weil der Abend noch jung war, die Luft so schön ruhig
und ich bei wenig Betrieb einige Eingewöhnungsrunden fliegen wollte, packte
ich schnell meine Fauvel aus und baute sie auf.
Mit etwas unsicherem Blick bewegte ich mich dann in Richtung Flugfeld und
erlebte meine erste Überraschung: Es waren gleich mehrere Modellflugkollegen
aus dem MFC Geschwenda vor Ort, die mich hilfsbereit kurz in die
Gegebenheiten einwiesen und es viel auf, dass dabei nie die Worte „da darfst
du nicht“ fliegen. Ich konnte noch zwei schöne Flüge machen und die
Anstrengung der Reise war schnell vergessen.
Fleißige Helfer hatten natürlich schon längst den Grill für das Abendessen
angeheizt. Es roch verführerisch und es waren noch genug original Thüringer
Rostbratwürste und „Brätel“ (wir Nordlichter sagen dazu
Grillsteak) über, ich musste nicht hungern. Auch für eine gute Auswahl an
Getränken war gesorgt. In der voll eingerichtete Küche im Vereinsheim wurden
fleißige Frauen der Mitglieder nicht müde für unser Wohl zu sorgen.
Für die Abrechnung hatte ein findiger Kopf für jeden Teilnehmer in einem
Hefter eine Liste mit allen angebotenen Artikeln der „Speise-und
Getränkekarte“ angelegt. Hier brauchte ich nur bei dem Verzehrten einen
Strich machen, abgerechnet wurde am letzten Tag vor der Abfahrt. Das empfand
ich sehr vereinfachend und als großen Vertrauensbeweis.
Und wieder viel mir auf, dass immer Vereinsmitglieder des MFC Geschwenda
helfend bereit standen wenn jedwede Fragen aufkamen.
Zum Beispiel brauchte
ich zum Laden meiner Akkus nicht meine Autobatterie strapazieren, sondern
konnte am 220-Volt-Anschluß im Gerätecontainer mein Ladegerät anschließen.
Dort werkelte ein richtiges Stromaggregat (kein kleiner Not-Generator), der
die gesamte Anlage mit Strom für Kochherd, Kühlschrank und –Truhe, Licht und
was immer gebraucht wurde, versorgte.
Gemütlich ging dieser Abend mit einem guten Glas Rotwein, Fachsimpeln,
Erfahrungstausch und entspannten Unterhaltungen im aufgestellten Zelt zu Ende
und ich fragte mich, wie es bei diesem Treffen noch besser werden konnte.
Und es wurde noch besser.
Am Samstag trafen schon früh weitere Teilnehmer am Motorseglertreffen ein.
Letztendlich konnte Irmin 33 Teilnehmer mit 34 Modellen begrüßen. Drei
Kameraden waren ohne Modell angereist, so wie unser chinesischer Freund
Jianmin Xu, der gar kein Modellflieger ist, aber aus Interesse daran als
passives Mitglied die IG unterstützt. Er wollte doch das Treiben der
Motorsegler-IG mal selbst erleben und sehen, was bei so einem Treffen alles
zu sehen ist.
Am Samstag, schon vor dem Briefing um 10:00 Uhr wurden die Modelle aufgebaut,
von den anderen Teilnehmern begutachtet und auch schon mal zu einem Probeflug
gestartet.
Das obligate Briefing um 10:00Uhr hielt sich kurz, es gab wenig örtliche
Auflagen anzusprechen. Nach der obligatorischen Flugzeugtaufe für neue
Modelle wurde locker geflogen, diskutiert, gefachsimpelt und entspannt den
Flügen der anderen IG-Kameraden zugesehen.
Und immer waren Mitglieder des MFC Geschwenda ansprechbar und gerne bereit
Hilfestellungen und Unterstützung bei Fragen und Problemen zu geben. Es waren
nicht nur die männlichen Mitglieder zahlreich vertreten,
auch ihre Frauen
wurden nicht müde uns mit „Speis und Trank“ zu versorgen und in der Küche
Vorbereitungen für das abendliche „Menü“ zu treffen.
Als Überraschung hatte der MFC Geschwenda die Landung und den Start auf dem
Modellflugplatz einer manntragenden ASK 14 organisiert. In Thüringen ist so
etwas auch mit behördlichem Segen möglich.
Unterbrochen wurde diese Idylle von einem starken
Regenschauer. Der kündigte sich schon früh am Horizont an, die Modelle
konnten gesichert werden, und er war nach einer halben Stunde wieder vorbei.
Und dann schien wieder die Sonne und der Flugbetrieb ging ungemindert weiter.
Entgegen den Vorjahren konnte auch ich mit meiner Fauvel viele schöne Flüge
absolvieren.
Auch die Thermik war super um schöne längere Segelflüge zu
machen.
Es kam schon beinahe einer Strafe nah, als Irmin gegen 18:30 Uhr auf den
für 19:00 Uhr geplanten Termin der Versammlung der IG-Motorsegler zur
Einstellung des Flugbetriebes mahnte.
In der kurzen Versammlung konnte Irmin vom regelmäßigen
Geschäftesbetrieb berichten.
Am Samstagabend hatte die Motorsegler-IG 95
Mitglieder.
Der Pokal für den „Schönster Motorsegler“ ging in
diesem Jahr an Mario Schauermann mit seiner SF 25 " Rotax Falke“.
Den „Technikpokal“ konnte Jörg Wonneberger für die
Entwicklung seines SF 25 Rotax-Falken entgegennehmen, der damit zur weiteren
Verfügbarkeit und Bekanntheit von Reisemotorseglern beigetragen hat.
Eine Überraschung war der Pokal für unser ältestes
Mitglied Dieter Hörig. Dieter ist mit 83 Jahren noch sehr aktiv, er baut
noch selbst seine ,,Motorspatzen,, und hat seit Gründung der Motorsegler-IG
kein Treffen, ob groß, oder klein, ausgelassen.
Das verdient Anerkennung.
Irmin hatte für Dieter extra diesen Pokal zusätzlich angefertigt.
Mit der „Fleischfpanne und original Thüringer Klößen und
Rotkraut“ zeigte die Küche des MFC Geschwenda was sie zu bieten hat.
Den
ganzen Nachmittag sah man schon in einem Spezialofen einen riesigen
Fleischberge in der Pfanne brutzeln.
Jetzt wurde das Ergebnis mit Klößen und
Gemüse aufgetischt.
Alles schmeckte vortrefflich und wer zum Schluß nicht
satt war, war selber schuld!
Bei der musikalischen Untermalung vom „vereinseigenen“ Duo
„Happy Sound“ ging dieser herrliche Tag zusammen mit den Modellflug-Kameraden
des MFC Geschwenda feucht-fröhlich zu Ende.
Leider hatte sich das Wetter am Sonntag total umgestellt.
Es fing früh morgens an zu regnen, und ein Ende war nicht in Sicht.
Wie an
den Vortagen hatten die Mitglieder des MFC ein reichhaltiges Frühstück
angeboten.
Bei einem weiteren Kaffee wurde die Frage nach dem weiteren
Verlauf des Treffens diskutiert.
In dem anschließenden Briefing hat Irmin dann mit allgemeiner Zustimmung das
offizielle Motorseglertreffen 2015 in Geschwenda für beendet erklärt. Für die
Unentwegten bestand weiterhin die Möglichkeit des freien Fliegens. Aber
angesichts des schlechten Wetters entschlossen sich doch die meisten
Teilnehmer zur Abreise.
Zum Abschluß des Treffens konnte Irmin noch einige
Aufnahmeanträge neuer Mitglieder in die IG entgegennehmen.
Auch ich entschloß mich zur Heimfahrt. Für den Rückweg wählte ich zwar eine
andere Route über die A4 und A7, aber auch hier wurde die Rückfahrt,
größtenteils im Regen, auch wieder ganz schön lang. Aber meine Gedanken waren
noch bei den schönen Flügen und guten Erfahrungen der Vortage, dafür durfte
die Fahrt ruhig etwas beschwerlicher sein.
Insgesamt hat sich bei mir der Eindruck gefestigt, in
Geschwenda wirklich ein willkommener Gast unter Gleichgesinnten gewesen zu
sein. Zusammen mit den vielen anregenden und interessanten Gesprächen kam ich
für mich zu dem Urteil, das dies mein bisher entspannteste und harmonischste
Motorseglertreffen war.
Irmin hat in der Einladung mit dem Lob über den
Flugplatz in Geschwenda und den MFC Geschwenda absolut nicht übertrieben.
Beeinflußt wurde mein Urteil sicherlich auch davon, dass ich endlich meine
Fauvel so wie gewollt fliegen konnte.
Dieses Jahr passte alles, und ich bin
nicht durch Beschädigung am Anreisetag, widrige Wind- oder Platzverhältnisse
oder einfach „nicht trauen“ nicht in die Luft gekommen.
Ich freue mich schon auf das Treffen im nächsten Jahr. Geschwenda ist als
Treffpunkt für mich eindeutig der Favorit.
Detlef Kolletzki
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