Gruse BG 15/1

Ein Oldtimermotorsegler aus den 30ger Jahren

Ein Bericht von Udo Weniger

 

 

Foto: Werksfoto

 

Bauplanentwurf / Modellkonstruktion von Istvan Noszvai veröffentlicht in der FMT 07+08/2011

 

Der Gruse BG 15/1 ist ein Unikat. Trotz sehr guter Flugeigenschaften und – Leistungen wurde nach meinen Quellen bei der Maschinenfabrik August Gruse, Schneidmühl nur ein einziges Flugzeug in den 30er Jahren gebaut. Der Prototyp, ausgerüstet mit einem Köller-2-Zylinder-Zweitaktmotor von 18 PS Leistung, erreichte eine Steigleistung von 1,4m/s. Der Tankinhalt von 28 Liter ermöglichte eine Motorlaufzeit bei Vollgas von 3,5 Stunden. Die Segeleigenschaften der Maschine waren sehr gut, mit abgestelltem Motor konnte in der Thermik sogar Höhe gewonnen werden. Bei Thermikflügen wurde eine Höhe von 3000 Meter erreicht. Durch die gepfeilten Tragfläche und dem geschränkten Profilverlauf war die Maschine sehr eigenstabil. Die Maschine, die zu jenem Zeitpunkt am Rumpf und auf der Tragfläche die Kennzeichnung „D-YGYF“ trug, wurde auch mit einem Grade „Igel“ 4-Zylinder-Zweitaktmotor mit einer Leistung von 20-25 PS erprobt. Die Kennzeichnung wurde damals vom Reichsluftfahrtamt vergeben D- Y…stand für einmotoriges bis 500kg schweres Flugzeug die D- K…Bezeichnung für den heutigen Motorsegler wurde erst 1955 vom Luftfahrbundesamt eingeführt. Der Rumpf ist um den zentralen, sperrholzbeplankten und kastenförmigen Leitwerksträger aufgebaut, der Führersitz und Benzintank trägt. Der Baldachinblock ist ein ebenes Fachwerk aus Stahlrohr. Die Rumpfspanten der nicht tragenden Rumpfverkleidung sind mit laminierten Seitengurten verbunden und mit Sperrholz beplankt. Das ungefederte Fahrwerk aus Stahlrohr ist mit zwei Ballonreifen ausgerüstet, der Sporn besteht aus Stahlblattfedern. Die Tragflächen besitzen zwei Kastenholme, sind bis zum ersten Holm und an beanspruchten Stellen mit Sperrholz beplankt und innen mit Diagonalen als Verdrehsicherung versehen. Die nicht ausgeglichenen Querruder sind stark differenziert. Die Flächenhälften sind gegen den Baldachinblock mit je zwei Streben an den Rumpfträger abgestützt und zur Dämpfungsfläche des Seitenruders zusätzlich mit Seilen verspannt. Seiten- und Höhenleitwerk sind mit dem Rumpfkasten zusammengebaut, die Ruder sind nicht ausgeglichen.

 

Flugerfahrungen

Auch das Modell im Maßstab 1:6, Spannweite 1800mm Gewicht 2 kg besitzt angenehme Flugeigenschaften. Der Schwerpunkt wurde durch schrittweise Zugabe von Ballast erflogen. Beim Start muss das Drehmoment der Luftschraube am Seitenruder leicht korrigiert werden. Das Seitenruder ist bei höheren Motordrehzahlen, auch in der Startphase, sehr wirksam, bei Reisegeschwindigkeit oder abgestellten Motor ist die Kombination mit dem Querruder erforderlich. Falls man einen Kombiswitsch benutzt, darf dieser erst in sicherer Höhe eingeschaltet werden, sonst besteht die Gefahr, dass das Modell am Boden eine Pirouette macht und beschädigt wird. Das Modell muss weiträumig geflogen werden und spricht auch auf Thermik sehr gut an. Ich hatte schon mehrere Flüge bis an die Sichtgrenze. Das Flugbild des Modells ist faszinierend, besonders wenn das Cockpit mit einem passenden Piloten besetzt ist.

 

Konstruktive Ausführung

Trotz der ungewöhnlichen Auslegung ist der Bau für erfahrene Modellbauer nicht besonders schwierig. Abgesehen vom Rumpf sind alle Komponenten konventionell aufgebaut. In der Baubeschreibung werden nur die Besonderheiten ausführlich erläutert, die beim Bau beachtet werden müssen. Da die Rumpfpartie vor dem Schwerpunkt sehr kurz ist, muss man hier beim Bau nicht mit jedem Gramm geizen. Bei den anderen Komponenten ist dagegen Leichtbau angesagt. Die Unterbringung der RC- Ausrüstung  ist im Plan gezeichnet. Ein 2,4- GHz- Mini- oder Mikroempfänger – mit voller Reichweite! ist in der Tragflächenaufnahme am Baldachin untergebracht, der Regler findet im Rumpfinneren Platz. Höhen und Seitenruderservo sind im Rumpf von unten zugänglich, Querruderservos sind auf Servobrettchen in den Tragflächen montiert. Die Querruder sind groß und erfordern robuste Servos mit Metallgetriebe und Kugellager. Preiswerte Miniservos können die erforderliche Kraft ggf. nicht aufbringen. Der Akku muss möglichst weit vorne im Rumpf eingebaut werden. Zum Akkuwechsel muss der Pilot „aussteigen“, der Akku wird im Akkuschacht mit einem Kunsthoff- oder Balsakeil gesichert, der Pilot mit kleinen Rundmagneten auf seinem Platz gehalten.

 

Quellen

FMT 07/08 2011

Konstrukteur des Modells Istvan Noszvai

 

Dreiseitenansicht

 

Technische Daten

 

Muster:

Gruse BG15/1

Hersteller:

Maschinenfabrik August Gruse, Schneidem|hl

Bauweise:

Abgestrebter Hochdecker in Holzbauweise, stoffbespannt

Erstflug:

1935

Anzahl der Sitze:

1

Spannweite:

10,80 m

Fl|gelfldche:

15 qm

Rumpfldnge:

6,30 m

R|stgewicht:

186 kg

Fluggewicht max. :

306 kg

Triebwerk:

luftgek|hlter zweitakt Kvller Boxermotor

Leistung:

18 PS

max./Reisegeschwindigkeit

100 km/h / 90 km/h

 

Quelle: Luftsport 1935, S. 134

 

 

Mein Modell

 

 

 

 

 

 

 

Muster

Gruse BG 15/1

Masstab:

M 1:6

Hersteller:

Istvan Noszvai,  FMT-Bauplan 07+08/2011

Bauweise:

klassische Holz-Rippenbauweise mit Folie bespannt.

Spannweite:

1,80 m

Rumpfldnge:

1,00 m

Gewicht:

2,06 Kg

Triebwerk:

Brushless Motor 1000kv, LiPo 3S/2200mAh, Propeller: 10x5 Zoll

Fotos: Udo Weniger