Berichte

 
USA - Bericht von unserem Motorsegler-Kameraden Charly Dalbert
 

Liebe Mose- Freunde,

nachdem meine Frau und ich nun schon über 1 Jahr in Charleston  ( South Carolina ) USA leben, ist es an der Zeit Euch einen kurzen Bericht über das Modellfliegerische Leben und speziell das Motorsegeln in den Südstaaten zu berichten.

Vielleicht zuerst etwas zum Klima und zur Gegend hier in SC. Charleston liegt auf dem Breitengrad von Casablanca und bietet ein eher subtropisches Klima. Die Temperaturen fallen auch im Winter selten unter die 5° Grenze und dann auch nur für kurze Zeit.
Sonnenschein und oder leichte Bewölkung sind die Regel,  Regen eher die Ausnahme. Allerdings, wenn es regnet, dann regnet es wirklich!!!  Im Sommer werden häufig auch Temperaturen über 36/37° erreicht , was im Prinzip gar nicht so schlimm ist, da alle Häuser und Gebäude klimatisiert sind. Erholung ist also möglich und es ist nicht so dramatisch wie in Deutschland, wo einem nach einer Woche Hitze keine Rückzugsmöglichkeit mehr bleibt, da sich die Häuser dann auch aufgeheizt haben. 
Etwas belastend ist allerdings die durchgängig hohe Luftfeuchtigkeit, die auch bei großer Hitze durchaus  96% betragen kann.

Charleston selbst liegt direkt an der Atlantikküste und ist eine typische alte Südstaaten Stadt , die ihren besonderen Charme und ihre Traditionen erhalten hat. Hier begann der amerikanische Bürgerkrieg und es gibt für amerikanische Verhältnisse viel Historisches zu begutachten. 

Wer ein wenig mehr wissen möchte sollte  einmal die Webseite
                                                                       
http://www.usatipps.de/Reiseziele/50_Bundesstaaten/Suden/South_Carolina/Charleston/charleston.html 

besuchen.

Die Landschaft ist, wie in Küstenregionen üblich, flach  allerdings  ist fast alles bewaldet und so weitläufig, so dass man tunlichst nicht ohne GPS  in den Wald eindringen sollte.  Dies ist übrigens etwas, was wir uns in Deutschland eigentlich nicht vorstellen können: die Weite des Landes und der unendliche Platz, der noch vorhanden ist.  Die Bevölkerungsdichte entspricht ungefähr der Mecklenburg Vorpommerns und das ist immerhin die dünn besiedelste Region  Westeuropas. 
Wie auf dem Bild zu sehen ist, gleicht die Gegend etwas einem Märchenwald, was durch den großen Eichenbestand und
viel  „Spanish Moos“  an den Bäumen unterstrichen wird.

   

 

Wer die Gegend hier aus der Ferne etwas erkunden will,  sollte sich den Film das „ Notebook“ anschauen, da in diesem Film die Landschaft und das Leben sehr schön gezeigt wird und außer den Auto Typen sich auch nicht wirklich viel geändert hat.

Charleston und Mount Pleasant sind übrigens mit insgesamt 160.000 Einwohnern einige der wenigen Städte der  USA,  wo keine Hochhäuser, geschweige Wolkenkratzer zu finden sind und es gibt eine Menge Natur um uns herum. Wir können Sea Turtels auf ihrem Weg in den Atlantik beobachten und haben hier vorgelagerte Inseln die noch komplett naturbelassen sind.


 

So, nun etwas mehr zu den fliegerischen Aktivitäten:  Im Februar 2007 hatte ich mich im Internet kundig gemacht, wo im Umkreis von Charleston Modellflugvereine sind und bin mit meiner Frau auf das Geradewohl zum Ersten Verein, den Jetburg Flyers gefahren.
Es war wirklich ein Glücksgriff, denn die Aufnahme und das erste Hallo waren typisch für Amerika: freundlich, aufgeschlossen, interessiert und herzlich.  Leider kam dann auch gleich die bittere Pille: der Verein war in Auflösung, weil das Pachtgelände anderweitig vom Verpächter genutzt werden sollte. Einige Modellflieger- Kollegen wollten allerdings unsere Kontakt Adressen austauschen und dann würden sie sich bei mir melden wenn sie etwas Neues gefunden hätten. Ich war mir nicht sicher, denn diesbezüglich gibt es ja auch so einige Vorurteile den Amerikanern gegenüber.  Nach drei Wochen kam dann aber der erste Anruf : wir haben eine Interims Lösung und wir können fliegen, bis wir wieder etwas Festes haben.  Ein traumhafter Platz ( eine ehemalige Pferde Rennbahn ) .

 

Nach weitern zwei Monaten bekam ich dann die Nachricht: wir haben dich mit fünf weiteren Flieger- Kollegen bei  den Low Country Flyern auf Johns  Island eingeschrieben und da fliegen wir ab jetzt.                  ( www.lowcountryrc.info)

So sind wir jetzt also in diesem Club und es ist auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht anders, es gibt Regeln und Bestimmungen.  Als erstes brauchte ich eine  Haftpflicht-  Versicherung   über den amerikanischen Modellflugverband die AMA.
Später etwas mehr  über diesen  Verband:  Academy  of Model Aeronautics (
www.modelaircraft.org  )

Nächster Punkt: Frequenzen:  In den USA sind 35MHZ nicht zugelassen.  72MHZ / 2.4GH oder man darf nicht fliegen. 
Dies war zunächst ein Schock, denn meine schöne Multiplex 3030 bietet kein 72MHZ Modul  und gleichzeitig kam ja die die 2.4GH  Technologie von Spektrum auf. Also habe ich mich entschlossen mit einer Spektrum DX7 zu starten.
Allerdings bietet diese Fernsteuerung nur 7 Kanäle, was mich dazu zwang , zuerst mit den einfacheren Seglern wie Taifun oder Motorspatz an den Start zu gehen. Inzwischen ist noch eine JR 9303 mit 9 Kanälen dazu gekommen und auch die ASK 14 mit all  ihren Funktionen zieht nun ihre Kreise am Himmel von South Carolina.

Vielleicht nur soviel zur 2.4GH  Technologie: Für mich ist es der absolute Fortschritt im Modellflug, man hat kein Frequenz Problem mehr, da bei  jeder Modellwahl aus dem Speicher immer nur der Empfänger mit dem Sender arbeitet, der auch darauf codiert ist, es gibt keine Störungen und durch Doppel- Empfänger und Fail Safe ist eigentlich kein Modellverlust, der auf Fernsteuer-Problemen beruht, möglich.

So fliegen wir inzwischen sehr aktiv ( mit einer Ausnahme jedes WE ) mit den Lowcountry RC Flyern auf Johns Island, einer Atlantikinsel südlich von Charleston mit einem wunderschönen Platz und immerhin 94 Mitgliedern ( 63 aktiv )

Inzwischen haben wir  fünf Jetburger, die eigentlich die zugereisten sind, das Team Kaputt gegründet und sind somit eine kleine Gruppe innerhalb des Vereins. Wir haben uns als oberste Prämisse den Spaß am Modellflug und gemeinsame Aktivitäten gesetzt.
Der Name Team Kaputt hat übrigens den Hintergrund, daß ich eine Übersetzung für die Mose gemacht hatte und sie den Kollegen zur Korrektur gab.  Kommentar als ich die Korrektur bekam: this Translation is really Kaputt!!  Somit war der Name Team Kaputt geboren und inzwischen haben wir eine WEB site, die allerdings nicht so ernst genommen werden sollte (
www.teamkaputt.com  ) .

 

 

Was ist mir aufgefallen und wie ist das Fliegen? Zuerst muß man sagen, daß  Kameradschaft und gemeinsame Aktivitäten an oberster Stelle stehen. Amerikaner sind Familien- und Gruppen orientiert und leben das auch so. Das modellfliegerische Leben basiert primär auf dem Erwerb von ARF Modellen und dem Spaß- Faktor.  Als die Kameraden meine Flieger gesehen haben, war ihnen zunächst unverständlich wie man soviel Zeit mit dem Aufbau eines Fliegers oder dem Sammeln der Flugerfahrung verbringen kann. Dann kam allerdings die Phase, wo nachgefragt wurde und auch das Interesse aufkam, etwas selber zu gestalten oder zu entwickeln. Inzwischen haben wir schon Workshops und Bau- Abende bei mir in der Garage verbracht und es werden Konstruktionen z.B. von Irmin Barnert und auch Joe Schuster diskutiert und besprochen.  Vielen ist vollkommen unklar, welch paradisische Segler Bedingungen wir hier haben. Z.B. schaffe ich es locker mit dem Taifun 1.5 Stunden in der Luft zu sein ohne mich besonders anzustrengen, da die „ Geier „ eigentlich immer die Thermik anzeigen. 
Mit anderen Worten, Segeln ist, wie wir es verstehen eigentlich unbekannt, aerodynamische Zusammenhänge eher zweitrangig, wenn man dann aber die Zusammenhänge erklärt, ist die Begeisterung groß. Es kommen also zwei Dinge zusammen, auf der einen Seite der Spaßfaktor aus den USA und aus Europa unsere etwas ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Thema Aerodynamik und der Freude an einem vorbildlichen Segelflug. Ich werde hier zwar nicht als Missionar auftreten, aber unsere Interessen und unsere Freude am vorbildlichen Motorsegeln, mit allem was dazu gehört, weiter versuchen zu verbreiten.
Jede Unterstützung von Eurer Seite ist dabei natürlich sehr willkommen.

Wenn es geht in English, damit ich nicht soviel übersetzten muß.

 

Noch eine Einladung: Wer von der Mose in den USA Urlaub macht und die Südstaaten besucht, ist herzlich eingeladen, uns hier zu besuchen und dann werden wir sicher zusammen auf den Platz gehen.  In diesem Sinne hoffe ich, Euch alle beim diesjährigen Mose Treffen zu sehen und wünsche mir, daß mir der Job nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht wie in 2007.

 

Ganz zum Schluß noch einige Anmerkungen zur AMA:

 

Die AMA bietet wie auch der DMFV ein monatliches Verbandsheftchen an. Die Qualität und das Layout sind meiner Meinung nach etwas besser als das Unsere,  obwohl ja auch der DMFV in den letzten Jahren heftig zugelegt hat.  Die AMA bietet halt häufig auch unaufgefordert Info Material, DVD’s , Mitglieder Update und Event Infos an, die, wenn man es nicht haben möchte, einfach in einen beigefügten Umschlag packt und zurück schickt.  Es wird allerdings wenig über den Segelflug oder Events berichtet  und ich werde mich demnächst einmal mit etwas Informationsmaterial an den Verband wenden um vielleicht auch landesweit das Interesse zu wecken.

 

Bis dahin, ich wünsche allen Mose Fliegern eine schöne und erfolgreiche Saison  und vielleicht sehen wir uns beim nächsten Mose Treffen.

 

Viele Grüße Euer Mose Kamarad

 

Charly Dalbert

 

 

 

                  

                   Meine ASK 14,  eingeflogen beim Mose-Treffen 2006 in Oberleichtersbach